Gewalt gegen Kinder stoppen
Für viele Mädchen und Buben ist Gewalt ein Teil ihres Alltags, ihrer ganzen Kindheit. Denn in einigen Ländern bestehen Kinderrechte nur auf dem Papier. In Familien bilden oftmals Armut und Arbeitslosigkeit den Nährboden für körperliche und psychische Gewalt. Gesetze, die Mädchen und Buben genau davor schützen sollen, werden häufig nicht ausreichend angewandt.
In unseren weltweiten Projekten gegen Gewalt gegen Kinder kümmern wir uns daher um die Opfer, ziehen die Täter konsequent zur Verantwortung – und setzen in der Gesellschaft damit ein deutliches Zeichen.
Schutz: In Schutzhäusern können Kinder Frieden finden – Orte zum Reden, Spielen, Malen und Musizieren. Hier bekommen sie eine medizinische Versorgung und einfühlsame psychologische Betreuung.
Gerechtigkeit: Gemeinsam mit den Kindern nehmen Sozialarbeiter Kontakt zur Polizei auf um die Täter anzuzeigen. Sie bereiten die Kinder auf eine Gerichtsverhandlung vor. Erfahrene Anwälte begleiten sie im Prozess.
Aufklärung: Wir klären Eltern, Lehrer und Gemeindevertreter über Themen wie Gewalt, Gesundheit und Kinderrechte auf. Den Kindern zeigen wir, wie sie Gefahren erkennen und sich schützen können.
Wissenswertes zu Gewalt gegen Kinder:
Unser Einsatz gegen Gewalt gegen Kinder
Wir als Kindernothilfe setzten uns in unseren Partnerländern dafür ein, dass Kinder vor Gewalt geschützt werden. Das tun wir in unserer täglichen Projektarbeit mit den Mädchen und Buben und Familien, aber auch in regionalen oder nationalen Bündnissen. Nur durch einen ganzheitlichen Ansatz kann die Gewalt gegen Kinder stark reduziert werden.
1. Kindern, die Opfer von Gewalt geworden sind, bieten wir in unseren Projekten Schutz und konkrete Hilfe an. In Schutzhäusern werden sie medizinisch versorgt, sind sicher und können ihre Traumata mit der Hilfe von Therapeuten verarbeiten. Die Gemeinschaft mit anderen Kindern, denen ebenfalls Gewalt angetan wurde und die das gleiche durchgemacht haben, gibt Halt. Die Täter werden angezeigt, die Kinder und Jugendlichen erhalten Rechtsberatung. Denn nur, wenn auch von staatlicher Seite das Signal kommt, etwa im Rahmen einer gerichtlichen Verurteilung, dass Gewalt gegen Kinder nicht mehr akzeptiert wird, kann sich langfristig in einer Gesellschaft etwas ändern.
2. Über Präventionsarbeit soll der Gewalt gegen Kinder und Jugendliche vorgebeugt werden. In vielen Ländern der Erde ist die Gewalt gegen Kinder ein strukturelles Problem, Gewalt ist tief im Leben der Menschen verwurzelt. Oftmals ist es den Familien gar nicht bewusst, was sie anrichten, indem sie beispielsweise ihre Kinder körperlich bestrafen. In unseren Projekten setzen wir daher bewusst auch auf Prävention. Die Mädchen und Buben lernen etwa in Kinderclubs und Workshops, welche Arten von Gewalt es gibt und erfahren auch, wie sie sich selbst schützen können. Eltern werden etwa in „Good Parenting“ geschult. Das bedeutet, sie erlernen gewaltfreie Erziehungsmethoden, lernen, innerhalb der Familie gewaltfrei zu kommunizieren und die Kinderrechte zu achten. Somit achten sie auch das Recht auf Schutz vor Gewalt. Gewalt gegen Kinder nimmt dadurch ab. In unseren Projekten erfahren Eltern auch, an welche staatlichen Stellen sie sich wenden können, für den Fall, dass ihrem Kind Gewalt angetan wurde. Polizei, medizinisches Fachpersonal und Mitarbeiter von Behörden werden geschult im Umgang mit Gewaltopfern. Über diese Schulungen werden sie sensibilisiert für die Situation der Kinder und Jugendlichen und können so auf entsprechende Stellen in der Gesellschaft einwirken.
3. Unsere Partner weltweit sind in Netzwerken organisiert. Über die Netzwerkarbeit soll von der lokalen bis zur internationalen Ebene auf die Regierungen eingewirkt werden, die Situation für die Mädchen und Jungen zu verbessern. Gewalt gegen Kinder jeglicher Art soll strafbar werden, das Recht auf Schutz vor Gewalt in allen Ländern durchgesetzt werden.
Corona führt zu noch mehr Gewalt
Insbesondere für Mädchen steigt die Gefahr von sexueller Gewalt. In Ländern, die auf humanitäre Hilfe angewiesen sind, können Minimalstandards für Kinderschutz meist nicht eingehalten werden. Staatliche Sicherheitsorgane setzen die Ausgangssperren in einigen Fällen, wie in Indien oder Südafrika, gewaltsam um oder nutzen sie zu politisch motivierten Einschränkungen von Freiheitsrechten. Weltweit fehlt es an flächendeckendem Zugang zur Unterstützung der von Gewalt Betroffenen.
Gewalt gegen Kinder: Kein Schutz
Die Folgen von Gewalt
Besonders kritisch wird es häufig, wenn Menschen, die als Kinder vor allem Gewalt durch Bezugspersonen wie Eltern oder Lehrer erfahren haben, selbst Kinder bekommen. Denn dann kann es sein, dass sie ihre Erfahrungen an ihre eigenen Töchter und Söhne weitergeben. Die meisten Menschen, denen als Kind von ihren engsten Bezugspersonen Gewalt angetan wurde, haben nie eine andere Art der „Erziehung“ kennengelernt und geben das Verhalten an die nächste Generation weiter. Diesen Kreislauf der Gewalt selbstständig zu erkennen und ihm zu entkommen ist für viele Betroffen keine leichte Aufgabe.
Gewalt hat viele Gesichter
Gewalt gegen Kinder passiert überall. Rund die Hälfte der Jugendlichen weltweit erfahren Gewalt direkt in der Schule. Aber auch in der eigenen Familien werden Mädchen und Buben Opfer von Gewalt. Dabei gibt es unterschiedliche Formen von Gewalt, von Missbrauch und sexueller Gewalt, über körperliche Gewalt und Misshandlung, Vernachlässigung und emotionaler Gewalt bis hin zu Gewalt in kriegerischen Konflikten.
Grundsätzlich lässt sich zwischen drei Formen der Gewalt gegen Kinder unterschieden:
Körperliche Gewalt gibt es in den unterschiedlichsten Formen. Diese reichen von dem einfachen Kneifen, Schlägen bis hin zu Verbrennungen oder Stichverletzungen. Ein Kind kann durch diese Verletzungen bleibende körperliche, geistige und seelische Schäden erleiden oder sogar daran sterben.
Seelische Gewalt liegt zum Beispiel dann vor, wenn einem Kind ein Gefühl der Ablehnung vermittelt wird, indem es gedemütigt und herabgesetzt, durch Liebesentzug bestraft wird oder durch Drohungen und Strafen in Angst versetzt wird. Auch Mobbing ist eine Form der Gewaltanwendung, die Kinder oft untereinander gebrauchen. Dazu gehören beispielsweise körperliche Aggression (wie etwa schlagen, stoßen, treten) oder verbale Angriffe (zum Beispiel drohen oder hänseln). Beim Cybermobbing wird der oder die Betroffene über das Internet, etwa in sozialen Netzwerken attackiert. Dabei geht es um alle Formen von Schikane, Beschimpfung, Betrug und Ausgrenzung, bei denen sich das Opfer hilflos oder gedemütigt fühlt. Etwa jeder dritte Jugendliche war schon einmal Opfer von Cybermobbing.
Die Vernachlässigung ist sowohl eine körperliche als auch eine seelische Kindesmisshandlung. Eltern können Kinder vernachlässigen, indem sie ihnen Zuwendung, Liebe und Anerkennung, Betreuung, Schutz und Förderung verweigern, oder indem die Kinder physischen Mangel erleiden müssen. Dazu gehören mangelnde Ernährung, unzureichende Pflege und gesundheitliche Fürsorge bis hin zur völligen Verwahrlosung.
Schutz vor Gewalt ist ein Recht für alle Kinder
Fast alle Staaten der Erde haben die UN-Kinderrechtskonvention ratifiziert. Doch noch immer ist Gewalt gegen Kinder an der Tagesordnung.